Als ein Kilo Pfeffer teurer als ein Pferd war

Markttreiben im Rundlingsdorf Sagasfeld gewährte Blick ins Spätmittelalter

dam Metzingen. Es war die Zeit, als die Adligen von ihren hohen Rössern herabsteigen mussten. Denn in den Städten stiegen Handwerker und Kaufleute -man denke nur an die Hansekaufleute in Lüneburg, die mit Salz steinreich wurden – auf.

Sie handelten mit Stoffen, Gewürzen, Schmuck und vielem mehr. Und wurden als Räte zu politischen Einflussnehmern auf das Leben in der Stadt. Es war das 14. und 15. Jahrhundert, als die europäische Gesellschaft sich im Umbruch befand, florierender Handel das erste Zeichen einer Globalisierung. Und genau diese Zeit ließen über 30 Akteure aus dem gesamten Bundesgebiet, federführend die »Elvelüüt Hamborch» um Andreas Vollborn, am Wochenende erstmals im Rundlingsdorf Sagasfeld bei Metzingen aufleben.

Mit viel Liebe zum Detail und Authentizität empfingen sie die Besucher, um diesen das Leben im Spätmittelalter zu präsentieren. Dazu gehört nicht nur entsprechende Kleidung, deren Vorlagen aus Schrift- und vor allem Bildquellen stammen, sondern beispielsweise auch, dass nur Essen zubereitet wurde, das zu dieser Zeit bekannt und erhältlich war. Cola und Kartoffelschnaps wurden von der Getränkekarte des Gastromiebetriebes des Rundlingsdorfes verbannt. Die Gäste konnten sich an Wasser, Saft und Bier laben.

Besucherströme waren zwar nicht zu verzeichnen, aber die Aussteller genossen das Ambiente und gaben gerne Auskunft über ihre Tätigkeiten und Berufe, wie Kämmerer, Kerzenzieher, Weberin oder Krämerin. Denn das Konzept dieses spätmittelalterlichen Treibens ist nicht auf den Verkauf ausgelegt, sondern hat einen musealen Reenactment-Charakter, also die Inszenierung dieser geschichtlichen Epoche.

Wer nicht nur schaute, sondern mit den Ausstellern ins Gespräch kam, konnte erfahren, dass es geschlossene Rosenkränze erst seit dem 15. Jahrhundert gibt und Paradieskorn eine Pfefferart mit Orangenote ist. »Die mittelalterliche Küche war mehr eine orientalische Küche», wusste Astrid Hornig, die Hamburger Gewürzhändlerin, zu berichten, auf deren Tisch viele heimische Kräuter, aber auch Importe wie Süßholz und Safran lagen. Wie ihre Kollegen hat auch sie sich nahezu wissenschaftlich mit ihrem Spezialgebiet beschäftigt. Dabei hatte sie auch einige Vergleichszahlen parat: »Ein reicher Kaufmannshaushalt verbrauchte damals 800 Gramm Kräuter pro Kopf und Jahr. Heute sind es etwa 50 Gramm pro Person. Und im 14. Jahrhundert war ein Kilogramm Pfeffer teurer als ein gutes Pferd.»

Ein Pferd bereicherte auch das Lagerleben. Andreas Vollborn präsentierte mit seinem Isländer Gangarten, wie sie im Spätmittelalter noch mehr Pferderassen als heute zu zeigen vermochten. »Der historische Sattel und die verschiedenen Zaumzeuge kommen beim Publikum immer gut an», so der künstlerische Leiter der Veranstaltung. Besonders habe ihn gefreut, dass die Modenschau, die Kleidung der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten zeigte, von den Gästen beklatscht und die Erklärungen zu den einzelnen Stücken offensichtliche gerne gehört wurden.

Bild: Jan Beberstedt erfreute beim mittelalterlichen Markt im Rundlingsdorf Sagasfeld Groß und Klein mit Jonglage und Feuerspuckerei. Aufn.: D. Muchow

Hier geht es zur Internetseite: Bericht in der Elbe-Jeetzel-Zeitung

Und hier geht es zur Internetseite Rundlingsdorf Sagsfeld mit Fotoalbum: Mittelaltermarkt Lüneburger Heide

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